Paraschat Schmot
17./18. Januar 2020
21. Tewet 5780
Schmot 1:1 – 6:1
Haftara: Jeschajahu 27:6 – 28:13 & 29:22-23
Hier können Sie das Daf als pdf herunterladen: Daf Shmos 5780
Die Parascha in Kürze
• Das jüdische Volk ist groß und zahlreich in Ägypten geworden und Pharao beginnt, es zu unterdrücken und dann zu versklaven
• Pharao befiehlt den beiden Hebammen Schifra und Pua, alle jüdischen Knaben bei der Geburt zu töten; sie gehorchen dem Befehl nicht
• Mosche wird geboren und auf dem Nil ausgesetzt, um ihn vor Pharao zu retten; Pharaos Tochter entdeckt ihn und zieht ihn bei Hofe als ihren Sohn auf
• Mosche muss aus Ägypten fliehen, nachdem er einen ägyptischen Aufseher getötet hat
• Mosche heiratet Zipora in Midian und sie gebiert ihm Gerschon
• G-tt offenbart sich Mosche in der Wüste und schickt ihn nach Ägypten, um das Volk bei der Erlösung zu führen
• Mosche und sein Bruder Aron bitten Pharao, das jüdische Volk in der Wüste G-tt opfern zu lassen, aber er weigert sich und intensiviert die Versklavung
Konzept der Woche
וַיְהִי בַּיָּמִים הָהֵם וַיִּגְדַּל מֹשֶׁה וַיֵּצֵא אֶל־אֶחָיו וַיַּרְא בְּסִבְלֹתָם וַיַּרְא אִישׁ מִצְרִי מַכֶּה אִישׁ־עִבְרִי מֵאֶחָיו:
„Es war in diesen Tagen, da ward Mosche groß, ging hinaus zu seinen Brüdern und sah ihre Lasten an. Da sah er einen ägyptischen Mann einen hebräischen Mann von seinen Brüdern schlagen.“ (2:11)
Die Tora teilt uns wenig über die ersten achtzig Lebensjahre von Mosche Rabbenu mit. Das Wenige, das wir erfahren, gibt uns Hinweise auf seinen Charakter und auf seine Eigenschaften, die ihn schließlich für die Führungsrolle qualifizieren. Wir lernen daraus ebenfalls, was wahre Größe ausmacht.
Der Alter von Kelm (Rav Simcha Sissel Siw, 1824-1898) erklärt, dass uns diese Vorkommnisse zeigen, woran Mosche an sich arbeiten musste, bevor sich ihm Haschem am brennenden Dornbusch offenbaren konnte.
Mosche wuchs am Hofe Pharaos unter der Obhut der Tochter Pharaos auf und war sich offensichtlich sehr der Tatsache bewusst, dass er ein Hebräer war. Als er erwachsen war, ging er zu seinen versklavten Brüdern und sah mit eigenen Augen, wie sie unter den harten Arbeits- und Lebensbedingungen litten. Raschi erläutert, dass Mosche nicht nur physisch erwachsen geworden war, sondern auch sein Ansehen bei Hofe gewachsen war. Normalerweise verlässt ein solcher Mensch nicht die Palastmauern, sondern kümmert sich nur um die Details der Hofpolitik. Mosches Herz war jedoch bei seinen unterdrückten Brüdern. Der Midrasch sagt uns, dass Mosche nach Wegen gesucht hat, ihnen zu helfen und ihr Los zu erleichtern und sogar selbst mithalf, die Ziegelladungen zu tragen.
In der nächsten Vignette aus Mosches Leben sehen wir, wie er Zeuge eines brutalen Vorfalls wird, bei dem ein ägyptischer Aufseher einen jüdischen Mann schlägt. Mosche springt dem Juden zur Seite und tötet den Ägypter. Mosche ist also nicht nur um das Wohl des jüdischen Volkes, sondern jedes einzelnen jüdischen Menschen besorgt.
Jahre später ereignet sich die Geschichte am Brunnen und wir sehen, dass sich Mosche um hilfsbedürftige Menschen kümmert, auch wenn es sich um völlig Fremde handelt. Als sich Mosche in Midian aufhält, sitzt er an einem Brunnen und Jitros sieben Töchter kommen, um ihre Schafe zu tränken. Sie schöpfen Wasser und füllen die Tröge. In Vers 2:17 beschreibt die Tora: וַיָּבֹאוּ הָרֹעִים וַיְגָרֲשׁוּם וַיָּקָם מֹשֶׁה וַיּוֹשִׁעָן וַיַּשְׁקְ אֶת־צֹאנָם: – Da kamen die Hirten und vertrieben sie. Da stand Mosche auf und half ihnen und tränkte ihre Schafe. Der Midrasch berichtet, dass Mosche sogar mit den Schafen sehr einfühlsam war und sich um jedes einzelne Schaf seines Schwiegervaters Jitro eingehend kümmerte und es sogar, wenn es sein musste, auf seinen Schultern trug und zur Herde zurückbrachte. G-tt sagte daraufhin: „Nun sehe Ich, dass du geeignet bist, dich um Meine Nation zu kümmern.“
Diese grundlegenden Ausdrücke von Güte legen die Basis für die Wahl Mosches als Führungspersönlichkeit der Nation. Ein Mann, der einfühlsam, selbstlos und gütig ist, qualifiziert sich als Anführer im besten Sinne. Diese Eigenschaften müssen einem nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden sein, aber es ist möglich, an sich zu arbeiten und immer besser zu werden.
Frage der Woche: Welchen anderen Namen hatte Miriam? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Wer riet Joseph, seine Kinder zu Jakow zu bringen, als dieser krank war? Der Midrasch sagt, dass Josephs Frau Osnat ihm dazu riet.
Biographie der Woche
Rabbi Mosche ben Maimon
–
Rambam
Jahrzeit 20. Tewet
Rambam, das Akronym seines Namens, wurde 1135 in Cordoba/Spanien geboren. Er war schon als Junge sehr an Naturwissenschaften und Philosophie interessiert und erhielt eine sehr profunde jüdische Erziehung durch seinen Vater. 1148 floh die Familie vor fanatischen Moslems von Cordaba über Südspanien nach Fes in Marokko. Rambam studierte dort u.a. auch Medizin.
1168 wollte sich seine Familie in Eretz Jisrael niederlassen, aber das durch die Kreuzfahrer zerstörte, brachliegende Land erwies sich als schwieriger Wohnort. So trafen sie 1168 in Kairo ein. Rambam war durch seine jüdischen und medizinischen Schriften inzwischen zu Ruhm gekommen. Mit der finanziellen Unterstützung seines Bruders schrieb er weitere Werke, aber musste nach dessen plötzlichem Tod den Lebensunterhalt der Familie als Arzt verdienen. Er wurde schließlich Leibarzt des ägyptischen Sultans, unterhielt daneben noch eine Praxis für viele weitere Patienten und fungierte als Rabbiner. Als wäre sein Tag damit noch nicht genug angefüllt gewesen, gelang es ihm dennoch, halachische Fragen aus der gesamten jüdischen Welt zu beantworten und weitere Werke wie Mischne Tora und Moreh Nevuchim zu schreiben.
Rambam war einer der höchstanerkannten und größten jüdischen Gelehrten seiner Zeit. Er verfasste nicht nur fundamentale wichtige Werke wie die Mishne Tora, bei der es sich um eine Kodifizierung jüdischen Gesetzes handelt, sondern auch philosophische Werke, die von aristotelischem Gedankengut beeinflusst sind. Dies brachte ihm Kontroversen vor allem in aschkenasischen Landen ein.
Rambam starb 1204 in Kairo. Sein Grab befindet sich in Tiberias, wo sich auch eine Tafel mit dem berühmten Satz befindet: ממשה עד משה לא קם כמשה – „Von Mosche [Rabbenu] bis Mosche [ben Maimon] erstand niemand wie Mosche.“
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