Dez ‍‍2019 - תשעט / תשף

Daf Paraschat Mikez 5780

Paraschat Miketz
Rosch Chodesch
Chanuka
27./28. Dezember 2019
30. Kislew 5780

Bereschit 41:1 – 44:17
Schewi‘i: Bamidbar 28:9-15
Maftir: Bamidbar 7:42-47
Haftara: Secharja 2:14– 4:7

Hier können Sie das DAF als pdf herunterladen: Daf Miketz 5780

Die Parascha in Kürze
• Joseph wird nach zwölf Jahren aus dem Gefängnis befreit, um Pharaos Träume zu deuten
• Durch Josephs Interpretation der Träume richtet sich Ägypten auf sieben Jahre der reichen Ernte und sieben Jahre der Hungersnot ein
• Joseph wird von Pharao zum Vizekönig ernannt und verwaltet das Land
• Hungersnot bricht schließlich in der gesamten Region aus und Jakow sendet seine Söhne, außer Binjamin, zum Getreidekauf nach Ägypten, wo sie Joseph nicht erkennen
• Joseph lässt die Brüder als Verräter festnehmen und hält Schimon als Geisel zurück, damit Binjamin nach Ägypten gebracht wird
• Jakow weigert sich, Binjamin ziehen zu lassen, muss aber nachgeben, als die Vorräte zu Ende gehen
• Alle Brüder gehen nach Ägypten, werden von Joseph gastlich empfangen, aber bei der Abreise wird Binjamin ein Silberbecher untergeschoben und Benjamin wird verhaftet

Konzept der Woche
וַיִּשְׁלַח פַּרְעֹה וַיִּקְרָא אֶת־יוֹסֵף וַיְרִיצֻהוּ מִן־הַבּוֹר וַיְגַלַּח וַיְחַלֵּף שִׂמְלֹתָיו וַיָּבֹא אֶל־פַּרְעֹה:

„Da schickte Pharao und ließ Joseph rufen; sie hießen ihn aus dem Gefängnis eilen. Und er schor sich, wechselte seine Kleider und kam zu Pharao.“ (41:14)

Zu den Worten „sie hießen ihn aus dem Gefängnis eilen“ gibt es einen interessanten Kommentar von Sforno (Rabbiner Ovadia ben Jakow Sforno, 1475-1550), der feststellt, dass der Grund für diese Hast darin bestand, dass jede Erlösung durch Haschem sofort geschieht. Sobald der richtige Zeitpunkt gekommen ist, gibt es keinen Aufschub mehr. Dies sehen wir auch bei der Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten: Das jüdische Volk hatte nicht einmal mehr Zeit, den Brotteig aufgehen zu lassen! Man ließ alles stehen und liegen und buk den Teig zu Matzot. Sforno schreibt weiter, dass wir diese Situation auch bei der Ankunft des Moschiach vorfinden werden: „Plötzlich, wird er (Moschiach) zum Mikdasch kommen.“
Am Ende der vorigen Parascha Wajeschew haben wir gelesen, dass Joseph den obersten Mundschenk bei dessen Entlassung zweimal gebeten hat (40:14), sich seiner zu erinnern, damit auch Joseph aus dem Gefängnis frei werde. Unsere Weisen sagen uns, dass er durch das dadurch gezeigte mangelnde G-ttvertrauen (בִּיטַחוֹן) weitere zwei Jahre im Gefängnis bleiben musste und der Mundschenk ihn schlichtweg sofort vergaß. Zu Beginn unserer Parascha Miketz hingegen heißt es מִקֵּץ שְׁנָתַיִם – am Ende der zwei Jahre. Der Midrasch erklärt dies: קֵץ שָֹם לַחֹשֶךְ – Haschem setzte der Dunkelheit ein Ende. Jede Tragödie, jeder Schmerz und jede Krankheit dauert eine gewisse Zeit – über diesen Zeitraum hinaus wird der davon betroffene Mensch keine Sekunde länger davon betroffen sein. Die Gemara erklärt im Traktat Awoda Sara 55b, dass Krankheiten die Eigenschaft haben, loyal und treu ergeben zu sein. Jede Krankheit muss nämlich einen Eid leisten, ein treuer Bote zu sein – sie muss den Menschen zu exakt der richtigen Stunde befallen und zu exakt der richtigen Stunde wieder verlassen, sei es durch die Maßgabe eines ganz bestimmten Arztes oder einer ganz bestimmten Medizin.
Diese Lektion war Teil der Vorbereitung des jüdischen Volkes auf das Exil. Wir können uns durch Joseph ermutigen lassen, indem wir sicher wissen, dass jede Situation – wie schwer sie auch sein mag – ein קֵץ – ein Ende hat. Wenn dann endlich die Zeit und der Ort der Erlösung kommen werden, wird es keinerlei Verzug geben. יְֹשוּעַת ה‘ כְּהֶרֶף עַיִן – Haschems Erlösung findet in einem Augenblick statt. Nichts hält Ihn zurück, uns aus jeder Situation zu befreien.

Frage der Woche: Warum wurde Joseph von Pharao „Tzafnas Paneach“ genannt (41:45)? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.

Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welche Belohnung erhielt Reuwen für seine Bemühung, Joseph zu retten? Die erste Ir Miklat (Zufluchtsstadt) war Betzer, die zum Gebiet des Stammes Reuwen in Eretz Jisrael gehörte (Dewarim 4:43).
Biographie der Woche

Rabbiner Avraham ben David

Raavad

Jahrzeit 26. Kislew

Rav Avraham ben David wurde um 1120 in Narbonne in Südfrankreich geboren. Er lernte in der Jeschiwa von Lunel unter Rav Meschullam ben Jakov und in Narbonne unter Rav Mosche ben Joseph HaLevi (ca. 1300-1362). Ravad (Akronym seines Namens) war schon als junger Mann einer der angesehenen Gelehrten in Lunel und wurde Rosch Jeschiwa in Nimes, der damals bedeutendsten Jeschiwa in der Provence. Mit etwa vierzig Jahren zog er nach Posquières, wo er eine Jeschiwa aufbaute und unterhielt. Sein großer Reichtum erlaubte es ihm, bedürftige Schüler der Jeschiwa finanziell zu unterstützen. Er selbst lebte bescheiden und begann schon früh zu schreiben.
Ravads Kommentare zur Gemara sind leider nur zum Teil erhalten. Außer Kommentaren zu halachischen Midraschim und Responsen sind es vor allem seine kritischen Auseinandersetzungen mit dem Sefer HaHalachot des Rif (Rav Jitzchak Alfasi, 1013-1103) und der Mischne Tora des Rambam (Rav Mosche ben Maimon, 1135-1204), die viel Aufmerksamkeit erregten. Ravad greift nicht so sehr die Aussagen des Rambam an, sondern kritisiert das Fehlen von Quellen im Talmud, auf denen die Entscheidungen des Rambam beruhen. Er wandte sich einerseits gegen Dogmatismus, der nur eine Meinung kennt, und fürchtete andererseits, dass durch ein Kompendium das Studium des Talmuds vernachlässigt würde.
Ravad war den mystischen Lehren des Judentums sehr zugetan und beschäftigte sich eingehend mit Kabbala.
Er starb 1198 in Posquières.
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