Paraschat Wa’era
Schabbat Mewarchim
24./25. Januar 2020
28. Tewet 5780
Schmot 6:2 – 9:35
Haftara: Jecheskel 28:25–29:21
Hier können Sie das DAF als pdf herunterladen: Daf Va’era 5780
Die Parascha in Kürze
• G-tt versichert Mosche, dass Er das jüdische Volk von der Sklavenarbeit befreien, aus Ägypten hinausführen, es Sein auserwähltes Volk sein und Er es nach Eretz Jisrael bringen wird, das Er den Stammvätern versprochen hat
• Mosche und Aron fordern Pharao auf, das Volk ziehen zu lassen und nach seiner Weigerung werden durch Mosche und Aron die Wunder der zehn Plagen initiiert, von denen wir in dieser Parascha die ersten sieben Plagen hören: alles Wasser wird in Blut verwandelt, Frösche überziehen das ganze Land Ägypten, Staub wird in Läuse verwandelt, wilde Tiere halten das Land in Terror, das Vieh erliegt einer Seuche, Ruß bewirkt den Ausschlag von Hautgeschwüren, riesiger Hagel, der mit Feuer gefüllt war, zerstört die Gersten- und Flachsernte und Heuschreckenschwärme über dem ganzen Land vernichten alles, was der Hagel übriggelassen hat
• Pharao weigert sich nach dem Ende jeder Plage, das Volk gehen zu lassen
Konzept der Woche
וַיְדַבֵּר ה‘ אֶל־מֹשֶׁה וְאֶל־אַהֲרֹן וַיְצַוֵּם אֶל־בְּנֵי יִשְׂרָאֵל וְאֶל־פַּרְעֹה מֶלֶךְ מִצְרָיִם לְהוֹצִיא אֶת־בְּנֵי־יִשְׂרָאֵל מֵאֶרֶץ מִצְרָיִם:
„Darauf sprach Haschem zu Mosche und zu Aron und befahl ihnen in Bezug auf die Bnej Jisrael und in Bezug auf Pharao, den König von Ägypten, die Bnej Jisrael aus dem Land Ägypten zu führen (6:13).“
Die ersten Szenen im Drama der Erlösung aus der ägyptischen Knechtschaft fanden am Schabbat statt. Der Midrasch erzählt, dass Mosche mit dem Pharao darüber verhandelt hat, den Juden am Schabbat einen arbeitsfreien Tag zu geben: „Wenn du einen Sklaven ausnutzt, ohne ihn aufatmen zu lassen, tötest du ihn!“ Da es Pharao sehr auf die jüdische Arbeitskraft ankam, erlaubte er den Bnej Jisrael den Schabbat zu halten und wieder zu Kräften zu kommen. Ein anderer Midrasch berichtet, dass unter den Juden alte jüdische Schriftrollen erhalten waren, die von der von G“tt versprochenen Erlösung sprachen. Es war immer am Schabbat, wenn sie sich diesen Schriften widmen konnten, die ihnen Freude und Hoffnung gaben. Unsere Weisen sagten: „Jisrael wird erlöst nur im Verdienst von Schabbat.“
Nesivos Sholom (Rav Sholom Noah Berezovsky, Slonimer Rebbe, 1911-2000) führt aus, dass nur ein Anheften (דְבֵקוּת) an die קְדוּשָׁה שֶׁל שַׁבָּת – die Heiligkeit des Schabbats – jemandem helfen kann, sich vom Trubel des Alltags abzulösen und die Verzerrung wahrer Werte wieder geradezustellen. Die hier gemeinte „Erlösung“ befreit uns von unseren persönlichen Problemen und inneren Kämpfen. Am Schabbat kehrt man zur Nähe mit Haschem zurück (die Wurzel des Wortes שַׁבָּת ist שָׁב und bedeutet zurückzukehren). Wenn wir uns wirklich auf den Schabbat einlassen und unsere נְשָׁמָה יְתֵרָה fühlen – die zusätzliche Seele, die wir am Schabbat haben – gelangen wir zu einem Seelenfrieden, der genau zwischen richtig und falsch unterscheiden und den großen Wert der Mitzwot schätzen kann. Dies ist der tiefere Sinn des Verses in Pirkej Awot 6:2 אֵין לְךָ בֶּן חוֹרִין אֶלָּא מִי שֶׁעוֹסֵק בְּתַלְמוּד תּוֹרָה – du hast keinen Freieren, als wer sich mit dem Lernen der Tora beschäftigt. Pharao wollte die Bnej Jisrael davon abhalten, zu einem Seelenfrieden zu kommen, indem er sie überarbeitete. Weil Mosche bei Pharao bewirkte, dass die Juden am Schabbat nicht arbeiten mussten, konnten sie spirituell wachsen und schließlich die Erlösung verdienen.
In diesem Sinne können auch folgende Worte aus dem Lied Ma Jedidut (einem der Schabbat-Semirot) verstanden werden: נַחֲלַת יַעֲקֹב יִירָשׁ, בְּלִי מְצָרִים נַחֲלָה – Jakows Erbe wird ihm zuteil, Anteil ohne Grenzen. Auf einer simplen Ebene basiert diese Zeile auf dem Talmud, wo im Traktat Schabbat 118a steht: כֹּל הַמְּעַנֵּג אֶת הַֹשַּבָּת נוֹתְנִין לוֹ נַחֲלָה בְּלִי מְצָרִים – jeder, der sich am Schabbat erfreut, wird ein grenzenloses Erbe erhalten – so wie es Jakow von Haschem versprochen wurde. Das Wort מְצָרִים kann auch anders vokalisiert werden und bedeutet in der Schreibweise מִצְרַיִם Ägypten. Somit wird hier angedeutet, dass man durch das Hüten des Schabbats die Kraft erhält, Geist und Seele über die selbstauferlegten Grenzen des Alltags auszuweiten und so einen spirituellen Anteil ohne Grenzen zu erhalten. Der Schabbat selbst enthält נַחֲלָה בְּלִי מְצָרִים, eine Heiligkeit, in der die Körperlichkeit Ägyptens nicht existiert und nicht existieren kann. Der Schabbat reißt uns aus den Klauen der ägyptischen Knechtschaft und dessen, wofür die Sklaverei in Ägypten stand. Er gibt uns die Fähigkeit, wieder frei und logisch zu denken.
Frage der Woche: Wann verhärtete Haschem Pharaos Herz? Antwort, s.G.w., im nächsten Daf.
Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Welchen anderen Namen hatte Miriam? Raschi erklärt zu Vers 1:15 in Sefer Schemot, dass Miriam eine der beiden jüdischen Hebammen war und die Tora sie dort Pua nennt.
Biographie der Woche
Rabbi Schmuel Bornsztain
–
Schem MiSchmuel
Jahrzeit 24. Tewet
Rav Schmuel Bornsztain wurde 1855 in Kotzk/Polen im Haus seines Großvaters, des Kotzker Rebben, Rav Menachem Mendel Morgensztern (1787-1859), geboren. Seine Mutter war eine Tochter des Kotzker Rebben und sein Vater Rav Avrohom Bornsztein (1838-1910) wurde später der erste Sochatchover Rebbe. Sein Vater, der auch als der Avnej Neser bekannt ist, war ein großer Toragelehrter und lernte mit dem Jungen Tora. Die Sochatchover Chassidut, die sein Vater begründete, verband die Werte der Kotzker Chassidut mit der Chassidut von Peschis’cha.
Nach dem Tod seines Vaters wurde Rav Schmuel Bornsztain 1910 der zweite Sochatchover Rebbe. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 musste er seinen chassidischen Hof von Sochatchov nach Lodz verlegen und kümmerte sich dort nicht nur um seine eigenen Chassidim, sondern um alle Juden, die seinen Rat und seine Hilfe suchten.
Rav Schmuel Bornsztain starb 1926 in Otwock, in der Nähe von Warschau. Er wird als eine der führenden chassidischen Persönlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts angesehen und sein neunbändiges Werk Schem MiSchmuel wird bis heute eifrig studiert. Darin ist sein Tora-Kommentar enthalten sowie seine Anmerkungen zu Feiertagen, die den Ansatz der Sochatchover Chassidut reflektieren. Schem MiSchmuel wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht.
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