Nachdem das Volk Israel die Tora am Berge Sinai empfing, ging das Volk zurück in seine Zelte und aß milchige Speisen. Der Grund dafür: Das jüdische Volk erhielt mit der Tora zum ersten Mal die jüdischen Speisevorschriften (Kaschrut-Gesetze). Fleisch zuzubereiten schaffte man nicht so schnell. Denn man verstand, dass ab jetzt, um Fleisch zu essen, ein Tier halachisch korrekt geschlachtet werden muss, das Schlachtmesser davor penibel untersucht werden muss, danach die verbotenen Fettstücke (Chelev) entfernt werden müssen (Nikur) und schließlich das Fleisch halachisch richtig gesalzen werden muss (Melicha). Also entschied sich das Volk, an jenem Tag der Toraübergabe milchige Speisen zu essen. Diese “kulinarische Reaktion“ unserer Vorfahren wiederholen wir bis heute, indem wir Jahr für Jahr den Brauch pflegen, ebenso milchige Speisen am Tag der Toraübergabe zu essen.
Dieser Grund ist deswegen so interessant, weil er uns zu verstehen gibt, dass das jüdische Volk nachdem es die Tora erhalten hat, tatsächlich damit begann, die Gesetze der Tora einzuhalten und daher situationsbedingt milchige Speisen ass.
Da wir nun aber auch verpflichtet sind am Yom Tov Fleisch zu essen, aufgrund des Gebotes an Feiertagen „fröhlich“ zu sein (unsere Gelehrten sagen: „Es gibt keine Freude ohne Fleisch und Wein“), müssen wir darauf achten, kein Verbot von Fleisch und Milch zu begehen. Dazu zählt: Wartezeit zwischen fleischigem und milchigem Mahl einzuhalten (bestenfalls 6 ganze Stunden, manche halachische Autoritäten erlauben an Schawuot nach Fleischverzehr innerhalb der 6. Stunde schon Milchiges zu essen). Tischdecken (und natürlich auch Geschirr) müssen zwischen fleischigem und milchigem Mahl ausgewechselt werden. Wer Milchiges zuerst ist, kann nach Beendigung seines Essens den Nachsegen sprechen, den Mund ausspülen und die Hände waschen, und ein wenig später kann dann das fleischige Mahl eingenommen werden (Ausnahme: gelber Käse und Hartkäse, welche ebenso eine 6-stündige Wartezeit nach sich ziehen).